Wie ich KI nutze – und was mich dabei nachdenklich stimmt
Hallo Reinhard,
sag mal, wie hältst du’s mit der KI?
Nun, ich nutze Chatbots. Rund 350 Millionen Menschen weltweit tun das gegenwärtig1. Besonders helfen mir die Bots, grammatikalische Fehler auszubessern, Argumente zu schärfen und den roten Faden klarer herauszuarbeiten. Dabei folge ich einer bewährten Methode – dem “Sandwich-Ansatz”:
1. Erst das Rohkonzept. Ich schreibe einen Entwurf, der einige Tage auf meinem Laptop reift. Immer wieder ergänze ich ihn: neue Gedanken, andere Beispiele, schärfere Formulierungen. Am Ende enthält der Text die wichtigsten Ideen und Argumente.
2. Dann die KI. Erst jetzt lasse ich einen Chatbot über den Entwurf schauen. Mit präzisen Prompts (siehe frühere Beiträge im Blog) bitte ich um gezielte Verbesserungsvorschläge.
3. Schließlich die Feinarbeit. Ich prüfe die Vorschläge. Viele übernehme ich ganz oder in Teilen, einige verwerfe ich.
Dabei fällt mir auf: Die KI möchte oft gleich einen komplett überarbeiteten Text liefern. Sage ich “ja”, entstehen wunderbar fließende Formulierungen – angenehm wie eine warme Dusche. Der Text liest sich leicht. Vielleicht zu leicht.
Denn: Das Originelle verschwindet. Ungewöhnliche Gedanken oder schräge Beispiele werden von der KI regelmäßig gestrichen. Kein Wunder: Sie wurde mit der Vergangenheit trainiert – auf das durchschnittliche Bisherige und nicht auf das Neue.
Genau hier liegt die Gefahr: die Chatbots reproduzieren, was schon da war. Innovation bewertet sie als Störung. Wenn wir uns darauf verlassen, spinnen wir – wie eine Seidenraupe – einen Kokon aus kristallklaren, aber glatten Gedanken. Und schotten uns so langsam gegen echte Neuerungen ab.
Also baue ich urspüngliche Gedanken und Beispiele wieder ein.
28. April 2025
1 Statista (17.04.2025). „KI-Nutzung explodiert: 950 Millionen Menschen bis 2030.“
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